"Marginal" bezeichnet etwas am Rande Liegendes, Nebensächliches. Slawomir Elsner bezieht den Begriff auf seine Serie "Populaire", eine Serie von Buntstiftzeichnungen, die der Künstler durch den vandalistischen Akt des Zerreißens ihrer Mitte beraubt und nur am Rande liegende Fragmente übrig lässt. Das Kunst gewohnte Publikum überrascht zunächst die Verschwendung, die der Künstler an den virtuos gezeichneten farbenfrohen Papierarbeiten betreibt. Er erschafft etwas und zerstört es teilweise wieder. Durch die Vorenthaltung des eigentlichen, zentralen Motives wird der Betrachter, getrieben von seiner menschlichen Neugierde und seinen Sehgewohnheiten, dazu veranlasst, seine eigenen Assoziationen und Imaginationskräfte einzubringen, um das rudimentäre Werk im Geiste zu einem heilen vollständigen Ganzen zu vervollkommnen. Während dieses Prozesses erkennt er mehr oder weniger deutlich die pikante Motivik der nach pornografischen Vorlagen der 1970er Jahre erschaffenen Zeichnungen und wird damit unfreiwillig zum Voyeur, obwohl es eigentlich rein garnichts zu gaffen gibt. Einmal mehr spielt Slawomir Elsner mit der Wahrnehmung des Betrachters und präsentiert etwas von ihm Geschaffenes, enthält durch seine Entscheidung, nur Bruchteile davon zu erhalten, das Ergebnis vor und erzeugt gerade dadurch das eigentliche Kunstwerk.
Mit der Wahrnehmung spielt auch das in der Ausstellung gezeigte Werk "Odysee". Drei Männer wandern durch eine Wüste, der Horizont verschwimmt diffus in einer Luftspiegelung. Das Bild hängt an seiner oberen rechten Ecke an einem Nagel, schräg, als sei es von der Wand gerutscht. Aber hinge es gerade, würden die drei Männer scheinbar aus dem Bild kippen. Der imaginäre Perspektivenwechsel findet im Auge des Betrachters statt.
Geplant ist weiterhin eine Serie von Portraits, jedes monochrom gezeichnet in einer anderen Farbe eines Buntstiftsatzes, die mit der Galerie Rüdiger Schöttle verbundene Personen und Künstler zeigen werden, und zusammen eine hauseigene orts- und menschenbezogene Installation begründen.
Slawomir Elsner wurde 1976 in Polen geboren und kam als 11-jähriger nach Deutschland. Er lebt und arbeitet in Berlin und kann seit seinem Abschluss an der Kunsthochschule Kassel auf eine beachtliche Reihe von Gruppen- und Einzelausstellungen zurückblicken, die weltweit von Zürich, Warschau, Paris, London, Madrid, New York und in zahlreichen deutschen Städten stattfanden, so zuletzt 2011 im Marburger Kunstverein (Titel: Marginesy). Seine nächste größere institutionelle Ausstellung hatte der Gewinner des Falkenrot-Preises 2012 ab Mai im Künstlerhaus Bethanien, Berlin, haben. Zur Ausstellung entstand ein Katalog (zu beziehen bei uns).
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